Mein Leben ist Bewegung
Christiane ist Mitte Fünfzig und lebt mit ihrem Partner und den vier gemeinsamen Kindern (zwischen neun und sechzehn Jahren alt) im Norden Berlins. Wie nennt sie es so schön: Sie ist Berlinerin im Exil. Sie möchte auf die Natur an ihrem Wohnort zwar nicht mehr verzichten, die Weltoffenheit der City geht ihr dennoch ab. Beruflich beschäftigt sie sich seit mehr als dreißig Jahren mit dem Thema Bewegung und kann mittlerweile stolz auf ein großes Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen, z. B. aus dem Bühnentanz, der Physiotherapie, Yoga oder auch der Schmerztherapie, zurückgreifen. Neben ihrer selbstständigen Tätigkeit als private Physiotherapeutin bietet sie aktuell auch tolle Pilates-Kurse (Pilatesflows) und Coachings für alle Altersgruppen an.

Ich habe meine Karriere als Tänzerin begonnen
Liebe Christiane, wie sieht denn bei dir als Mama von vier Kindern mit eigenem Business ein "ganz normaler" Tag aus?
Wenn alles "ganz normal" verläuft und keine Krankheiten im Umlauf sind beginnt mein Business, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Meistens bringt mein Mann die Kinder am Morgen in die Schule, da wir leider keine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben und sie sonst ein langes Stück durch den Wald laufen oder mit dem Fahrrad fahren müssten. Bei mir sieht nicht jeder Tag gleich aus, entweder ich unterrichte vormittags zu Hause oder habe Kurse vor Ort. Das kann ein Personaltraining sein, Anatomiestunden mit meinen Studis oder eine Stunde Pilatesflows. Gegen 13:30 Uhr hole ich die Kinder wieder ab und bin am Nachmittag oft mit einem guten Podcast im Auto anzutreffen, da ich die Fahrdienste übernehme und die Kinder von A nach B bringe. Bis am Abend alle wieder eingesammelt, zufrieden und satt im Bett sind, die Hausaufgaben erledigt und für die Schule gelernt ist, ist es meistens schon 21:00 Uhr. Da fange ich dann oft nochmal an, für mein Business zu arbeiten. Denn neben den Kursen gibt es für mich als Selbstständige viel Arbeit, die hinter den Kulissen erledigt werden muss.
Du bist mit 38 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden und gehörst damit, wie man es so schön nennt, zu den "Spätgebärenden". Wie geht es dir damit? Empfindest du das heute als Nachteil?
Nein, absolut nicht. Ich habe meine Karriere als Tänzerin begonnen und alleine durch diesen Beruf wäre es mir nicht möglich gewesen, jung Mama zu werden. Tanzen ist Hochleistungssport, das erfordert Disziplin und tägliches Training, das erlaubt keine langen Auszeiten durch eine Schwangerschaft. Später war ich als Physiotherapeutin tätig, da wäre es bestimmt auch schon etwas früher möglich gewesen, ein Kind zu bekommen. Aber über den "perfekten" Zeitpunkt, Eltern zu werden, muss man sich als Paar auch erst mal einig sein und die Umstände müssen passen. Ich mache mir tatsächlich keine Gedanken darüber, ob es zu spät war, denn dadurch hatte ich die Möglichkeit, in jungen Jahren viel zu machen und zu erleben. Ich habe aktuell z. B. kein Bedürfnis mehr mich ins Nachtleben zu stürzen, weil ich das schon vor den Kindern ausgiebig gemacht habe. Das ist bei einer Frau, die mit Anfang zwanzig Mutter wird, vielleicht anders. Durch meinen Beruf, der auch meine absolute Leidenschaft ist, bin ich immer noch sehr fit und fühle mich deshalb auch wesentlich jünger als ich bin. Daher kann ich meinen Kindern nicht nur einiges an Lebenserfahrung und Weisheit mitgeben, sondern auch bei gemeinsamen Aktivitäten gut mithalten.
Außerdem, das möchte ich an der Stelle noch kurz anmerken: Früher, auch während der Kriege oder in der Nachkriegszeit, waren die Frauen oft wesentlich älter als sie Kinder bekommen haben. Da hat es niemanden gestört und man wurde nicht in eine Schublade gesteckt. Da war es einfach so.
Wenn man überlegt, dass man heute eine durchschnittliche Lebenserwartung von ungefähr achtzig Jahren hat, habe ich die erste Phase meines Lebens vor den Kindern in vollen Zügen genossen und ich werde auch noch viele Jahre haben, wenn sie mich dann nicht mehr als Mama, sondern vielleicht schon als Oma brauchen.

Es ist zum neidisch werden: Du bist sehr viel in Bewegung und man sieht dir an, dass du topfit bist. Hast du einen Tipp für jemanden, der gerne (mehr) Sport machen möchte, es aber einfach nicht durchhalten kann oder wenig Zeit dafür hat?
Man muss sich bewusst machen, wie wichtig Bewegung für die eigene Gesundheit, das eigene Wohlbefinden ist und sollte sich dafür aktiv Zeit blockieren. Tatsächlich sprechen wir hier nicht von einer Stunde und mehr, denn zehn Minuten sind dafür erst mal völlig ausreichend. Und dann muss man natürlich dranbleiben. Um sich eine gute Fitness aufzubauen, reichen tatsächlich schon vier Trainingseinheiten pro Woche mit je zehn Minuten. Das ist sogar erwiesen. Wichtig zu Beginn ist auch, dass man nicht zu viel auf einmal will. Man sollte tatsächlich auf eine gute Technik Wert legen und sich dann langsam steigern.
Warum ist es aus deiner Sicht so wichtig, sich körperlich fit zu halten?
Durch regelmäßige Bewegung hat man definitiv mehr Energie, man ist wacher, hat mehr Kraft und fühlt sich einfach besser. Bewegung ist ein Thema, das man langfristig denken muss: Wer es nicht schafft, bis zu einem bestimmten Alter anzufangen und in eine Routine zu kommen, kommt dann mit siebzig Jahren nur noch sehr schwer in die Gänge. Da sprechen wir dann eher von physiotherapeutischer Bewegung statt von aktivem Sport.
Ich persönlich finde es wichtig, dass ich mich in meinem Körper gut fühle. Dazu trägt die Bewegung einen großen Teil bei, aber auch die Ernährung und das Mindset spielen mit rein. Ein positiver Nebeneffekt ist mit Sicherheit auch, dass man meistens keine optischen Probleme hat, wenn man sich regelmäßig um ausreichend Bewegung kümmert.
Denn die Realität sieht mittlerweile so aus, dass fünfzig Prozent der deutschen Bevölkerung übergewichtig ist, meistens durch zu wenig Bewegung oder ungesunde bzw. falsche Ernährung. Gerade in hormonellen Umschwüngen, also z. B. in den Wechseljahren, haben meiner Erfahrung nach Personen, die ausreichend Sport machen, kaum Probleme. Denn körperliche Betätigung hat in jeder Lebensphase nur positive Auswirkungen und wir könnten uns dadurch so viele Beschwerden ersparen. Physische, seelische und körperliche.
Wie sieht es mit deinen Kindern aus? Sind die ebenfalls sehr aktiv oder eher Bewegungsmuffel?
Meine älteste Tochter macht mittlerweile mehrmals in der Woche Sport, mein kleiner Sohn fährt viel Fahrrad und Skateboard. Eigentlich sind alle meine Kinder allgemein viel in Bewegung. Sie finden es klasse, dass ich so sportlich bin und nicht "wie eine Oma" drin hänge, wenn wir mal zusammen was machen. Ich denke schon, dass ich ihnen da ein Vorbild bin.
Liebe Christiane, vielen Dank dafür.
Weitere Infos zu Christiane und ihrem Angebot findest du hier:
Christiane Steiger
MAT. REFORMER. THERAPIE
Pilatesflows
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