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Sabine und Kerstin erzählen ihre Geschichte

Zwillingsschwestern - für immer verbunden

Haben Zwillinge wirklich eine so enge Verbindung im Leben, wie ihnen immer nachgesagt wird? Oder gibt es da auch mal Meinungsverschiedenheiten und die Wege trennen sich? Wie es bei Sabine und Kerstin ist, erzählen die beiden uns hier. Sie sind vierzig Jahre alt und zweieiige Zwillinge, die sich auch heute noch oft zum Verwechseln ähnlichsehen.

Zwillingsschwestern Kopf an Kopf, sie lächeln

Wir wurden oft als eine Person angesehen

Kerstin (links auf dem Bild) lebt mit ihrem Partner und den zwei gemeinsamen Jungs in einer kleinen, sehr idyllischen Ortschaft in der Oberpfalz. Sie genießt ihr Leben dort in vollen Zügen und ist mittlerweile durch zahlreiche Ehrenämter, die sie gerne übernommen hat, aktiv eingebunden. Sie ist gelernte Bankkauffrau und übt diese Tätigkeit, nach einigen Jahren Pause wegen ihrer Elternzeit, mittlerweile auch wieder aus.

  

Sabine (rechts auf dem Bild) ist verheiratet und Mama von zwei Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Oberpfalz. Sie ist gelernte Arzthelferin, wollte sich nach ihrer Elternzeit allerdings beruflich umorientieren. Mittlerweile arbeitet sie in einem Kindergarten und macht eine Ausbildung zur pädagogischen Ergänzungskraft, was ihr sehr viel Spaß macht.

 

 

Wie ist es für dich, eine Zwillingsschwester zu haben? Welchen Stellenwert hat sie in deinem Leben?

 

Kerstin: Es ist wirklich sehr schön eine Zwillingsschwester zu haben und sie hat einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Zu wissen, dass Bine immer hinter mir steht, egal was gerade los ist, und dass sie mich immer mag, ist so wertvoll. Wir haben schon immer eine sehr enge und gute Bindung zueinander. Das negative daran ist allerdings, dass man auch immer so sehr mitleidet, wenn es der anderen schlecht geht.

 

Sabine: Ich finde es auch superschön eine Zwillingsschwester zu haben. Ich kann es mir auch nicht anders vorstellen, weil ich es ab Tag eins gewöhnt bin, jemanden an meiner Seite zu haben. Sie ist auf jeden Fall eine der wichtigsten Personen in meinem Leben und zwischen uns passt oft kein Blatt. Wir haben täglich Kontakt und es kann schon vorkommen, dass wir an einem Tag mehrmals telefonieren, wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gibt.

 

 

Wann hattest du den Wunsch, als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen zu werden und nicht immer nur als Zwilling?

 

Sabine: Da muss ich jetzt wirklich überlegen, wann das war. Vielleicht in der Pubertät, so mit fünfzehn oder sechzehn? Wir wurden schon oft als eine Person angesehen. In unserem Fall lautete die Formel 1+1=1. Das war teilweise schon etwas nervig, denn auch wenn man als Zwilling eine enge Bindung hat, möchte man trotzdem als eigenständige Person wahrgenommen werden. Ich erinnere mich an eine Freundin, die mich immer persönlich angeschrieben hat und meine Zwillingsschwester auch. Das war richtig schön, aber leider eher eine Ausnahme. Viele andere haben nur eine von uns beiden angeschrieben, aber mit ihrer Nachricht uns beide angesprochen. In etwa so: „Was macht ihr heute Abend so?“ oder „Hi Bine, was machst du heute Abend? Und was macht die Körsi?“

  

Kerstin: Das stimmt, wir wurden in der Kindheit und in der frühen Jugend leider sehr lange Zeit nur als eine Person angesehen. Vielleicht lag das auch daran, dass wir uns jahrelang total ähnlichgesehen haben und als Kinder teilweise auch noch identisch gekleidet waren. Ich erinnere mich auch noch daran, dass wir bei Geburtstagen oft nur ein Geschenk für uns beide bekommen haben. Das hat sich ehrlich gesagt schon seltsam angefühlt und ich habe es auch nicht verstanden. Denn ich war doch eine Person wie jede andere und wollte auch so wahrgenommen werden. 

Zwillingsschwestern als Kinder, nebeneinander, sehen identisch aus mit grünem Kleid, Ponyfrisur und einem Pferdeschwanz. Lächeln in die Kamera.

Streitet ihr auch mal bzw. gab es in der Vergangenheit schon mal die Situation, dass ihr wegen eines Konfliktes längere Zeit keinen Kontakt hattet?

 

Kerstin: Wir streiten sehr wenig, eigentlich überhaupt nicht. Wobei, vor ein paar Monaten hatten wir beide mal viel um die Ohren, da gab es dann ein paar Meinungsverschiedenheiten. Aber auch da war niemand der anderen böse oder lange nachtragend, denn manchmal ist man einfach nicht so belastbar im Alltag. Und die gemeinsamen Jahre in unserer Wohngemeinschaft waren auch nicht immer einfach. Da gab es durchaus öfter mal Streit wegen des Haushalts.

 

Sabine: Tatsächlich musste ich die Tage erst an so eine Situation denken. Das war mit vierzehn oder fünfzehn und wir waren mit unserem Turnerverein auf einem Wettkampf gewesen. Kurz vor unserem Tanzauftritt haben wir nochmal geprobt und uns dabei leider total zerstritten. So schlimm, dass wir nicht mal mehr miteinander tanzen wollten. Ansonsten finde ich auch, dass die drei Jahre WG mit Anfang zwanzig oft herausfordernd gewesen sind, weil wir uns wegen des Haushalts regelmäßig gestritten haben. Das hat dann ein Haushaltsplan geregelt. Aber ehrlich gesagt finde ich, dass unsere Beziehung noch enger geworden ist und wir nicht streiten, seit jede von uns einen Partner und Kinder hat. Und ich habe immer das Gefühl, Körsi versteht mich. Und andersrum ist das auch so.

 

Eine kleine Anmerkung zu dem Bild aus der Kindheit: Kerstin ist links, Sabine rechts.

 

 

Angenommen deine Kinder wären Zwillinge: Was würdest du anders machen?

 

Sabine: Ich glaube, dass ich meine Kinder dann von Anfang an in unterschiedliche Kindergartengruppen und Klassen anmelden würde. Damit sich jedes seinen eigenen Freundeskreis aufbauen kann. Ich war ab dem Kindergarten bis einschließlich zur 7. Klasse mit meiner Zwillingsschwester zusammen und daran gewöhnt, eine so enge Bezugsperson immer bei mir zu haben. In der 8. Klasse habe ich mich dann in der Realschule für einen anderen Zweig entschieden und bin dadurch die letzten drei Jahre bis zum Abschluss in einer anderen Klasse gewesen. Das war damals unglaublich schwer für mich. In ländlichen Gegenden ist es wahrscheinlich schwierig, diese Trennung in der Schule umzusetzen, das geht in der Stadt leichter. Außerdem würde ich die Kinder nicht immer gleich anziehen. Jedes Kind dürfte anziehen was es möchte. Dasselbe beim Essen. Jedes der Kinder sollte das Gefühl haben, dass es zwar ein Zwilling ist, aber dennoch eine eigene Person.

 

Kerstin: Ich würde auch sehr darauf achten, dass ich jedes der Kinder von Anfang an als eigenständige Person ansehe. Das fängt damit an, dass sie unterschiedliche Kleidung anziehen und nicht jeden Tag identische Sachen anhaben. Außerdem würde ich dafür sorgen, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer und ein eigenes Bett bekommt. Wir selbst hatten so viele Jahre ein gemeinsames Kinderzimmer mit nur einem großen Bett, in dem wir zusammen geschlafen haben. Das ist für uns als Kinder zwar irgendwie schön gewesen, aber aus meiner Erfahrung heraus würde ich das anders machen. Natürlich klappt das nur, wenn die Räumlichkeiten vorhanden sind. Ich würde außerdem auch versuchen, dass sie im Kindergarten in unterschiedlichen Gruppen sind und dass sie in der Schule nicht in die gleiche Klasse gehen, wenn das irgendwie geht. So kann sich jedes der Kinder als eigene Persönlichkeit besser entwickeln, eigene Freundschaften schließen und Hobbies finden, die zu ihm passen.

 

 

Der Klassiker: Habt ihr schon mal Rollen getauscht und in welcher Situation?

 

Kerstin: Ja, das haben wir tatsächlich gemacht. Einmal sogar beim Sportfest, denn Bine konnte immer gut weit werfen und ich war besser im Weitsprung. Sie hat also für mich geworfen und ich bin für sie gesprungen. In der Realschule haben wir auch ein paarmal getauscht. Einmal hat sie für mich eine Prüfung in Textverarbeitung mitgeschrieben, für die ich dann sogar eine eins bekommen habe. Das war natürlich schon toll!

 

Sabine: Wir haben damals in der Realschule tatsächlich ein paar Mal die Klassen getauscht. Das erste Mal bei der Prüfung in Textverarbeitung und beim zweiten Mal habe ich für Körsi im Fach Geschichte an einem Quiz teilgenommen, sie ist für mich in der Zeit in den Matheunterricht gegangen. Da haben wir uns vorher auf der Toilette getroffen, uns umgezogen und sind wieder in das Klassenzimmer der anderen zurückgegangen. Beim Quiz bin ich fast bin in die letzte Runde gekommen und der Geschichtslehrer hat nichts bemerkt, obwohl ich ihn nur eine Stunde zuvor (als Sabine) im Unterricht gehabt habe. 

 

 

Liebe Kerstin, liebe Sabine. Herzlichen Dank für diesen ehrlichen Einblick in euer Leben.

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