· 

Carolin erzählt ihre Geschichte

Ich habe einfach gekündigt

Carolin ist Mitte Vierzig, hat eine 24-jährige Tochter und lebt mit ihrem Partner etwas außerhalb der schönen Stadt Neuburg an der Donau. Seit März 2024 arbeitet sie in Vollzeit als Projektassistenz.

Nahaufnahme einer Person von hinten, es sind nur eine Strickmütze mit Bommel und der Kragen der Jacke zu erkennen. Es ist in schwarz weiß gehalten, es liegt Schnee und Straßenlaternen sind zu sehen. Auch ein kleiner Imbisswagen und ein paar Personen.

Leider entpuppte sich mein Traumjob schnell als Albtraum

Dein Jahr 2024 ging mit einer großen Veränderung los: Du hast "aus heiterem Himmel" deinen Job gekündigt, ohne einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben oder in Aussicht zu haben. Wie kam es dazu?

 

Ich habe mir immer gesagt, dass ich nochmal etwas ganz anderes mache möchte, wenn meine Tochter erstmal groß ist. Ich war elf Jahre im öffentlichen Dienst beschäftigt und wirklich sehr unzufrieden mit meinem Job und meinem Gehalt. Alle Versuche, die Situation zu ändern, sei es dadurch, mich anderweitig zu bewerben oder an Weiterbildungen teilzunehmen, waren mangels Zeit (Schichtdienst) oder Geld gescheitert.

 

2023 hat mich meine Tätigkeit so frustriert, dass ich mich dann ganz aktiv auf dem Arbeitsmarkt, der zu dieser Zeit ganz gut war, umgesehen und auf freie Jobs beworben habe. Ich hatte tatsächlich Glück und bekam eine Stelle, die mich sehr ansprach und auf die ich mich wirklich freute: Als Assistentin der Geschäftsführung/Teamassistenz.

 

Ich fing in dieser Position mit 35 Wochenstunden an, da ich ein kleines Business hatte und dies nebenbei weiter vorantreiben wollte. Das war zumindest mein Plan gewesen. Leider ging der so nicht auf, denn mein vermeintlicher "Traumjob" entpuppte sich ziemlich schnell als totaler Albtraum. Die Aufgaben, die ich zu erledigen hatte, waren mit 35 Stunden überhaupt nicht zu schaffen. Ich wurde nicht richtig eingearbeitet, zudem existierten in diesem Unternehmen keine Prozesse. Dazu kam, dass Termine ständig nicht eingehalten wurden und allgemein das Arbeitsvolumen extrem groß war.

 

Die Situation wurde im Laufe der Zeit für mich immer unerträglicher. Es war so schlimm für mich, dass ich nachts kaum noch schlafen konnte und das reinste Nervenbündel war. Ich habe mich lange gefragt, ob ich an dieser Situation etwas ändern kann. Ich hatte gemerkt, dass ich in einer Sache gescheitert bin: Ich konnte diesen einen Vorgesetzten nicht dazu bewegen, mit mir zusammen zu arbeiten.

 

Da hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder die Situation ertragen wie sie ist, und dabei meine Gesundheit aufs Spiel setzen, oder sie ändern. Also habe ich das gemacht, was ich mich vorher noch nie getraut habe: Ich habe gekündigt, ohne einen neuen Job zu haben.

 

 

Hast du dir keine Sorgen gemacht bzw. hattest du keine Bedenken vor diesem Schritt? Oder Angst um deine Existenz?

 

Doch, ich hatte richtig Angst. Und natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob das nicht dumm und leichtsinnig ist und ich erst mal einen anderen Weg suchen soll, als gleich zu kündigen und diesen vermeintlich sicheren Job aufzugeben. Das war übrigens auch die erste Reaktion aus meinem Umfeld dazu. Aber ich sage, wie es ist: Ich konnte einfach nicht mehr. Es war einfach zu viel.

 

Ich wusste, dass es immer irgendwie weiter geht und habe darauf vertraut. So war das schon mein ganzes Leben: Es hat sich immer alles gefügt. Natürlich, und das muss ich an dieser Stelle ehrlicherweise auch sagen: Ein paar Jahre früher, als Alleinerziehende mit kleinerem Kind, hätte ich diesen Schritt nicht gewagt. Da wäre es schlicht und einfach finanziell nicht möglich gewesen.

 

 

Wie ging es dann für dich weiter?

 

Ich habe mich aktiv auf die Suche gemacht. Der Arbeitsmarkt war gut, ich habe insgesamt 26 Bewerbungen geschrieben, hatte 18 Vorstellungsgespräche und konnte mich am Ende sogar zwischen einigen Stellen entscheiden. Tatsächlich habe ich auch erstmal ganz selbstbewusst Stellen schon während des Vorstellungsgesprächs abgelehnt. Das hätte ich mich früher nie getraut.

 

 

Was würdest du mit deiner Erfahrung jemandem raten, der mit seinem Job unzufrieden ist aber Bedenken vor dem hat, was nach einer Kündigung kommen könnte? Der vielleicht auch Angst hat, etwas Neues zu beginnen?

 

Ich rate jedem, der mit seinem Job unzufrieden ist, sich nach Alternativen umzusehen und aktiv zu werden, um eine positive Veränderung herbeizuführen. Es gibt andere Firmen mit anderen Menschen, zu denen man vielleicht viel besser passt. Traut euch Veränderung zu! Ich habe es noch nie bereut und das soll etwas heißen, denn mein Lebenslauf ist mittlerweile ziemlich lang.

 

 

Wie geht es dir heute, gut ein Jahr später, mit dieser Entscheidung? Würdest du es nochmal genauso machen?

 

Ich bin jetzt fast ein Jahr in der neuen Firma und wirklich zufrieden. Es passt und ich bereue den Schritt nicht. Seitdem schlafe ich nämlich gut und mein Leben macht mir wieder Spaß. Nur manchmal erwische ich mich dabei, wie ich zu grübeln beginne und mich frage, wie dieses eine Jahr in diesem Unternehmen nur so schief laufen konnte. Einfach weil ich so Lust auf diesen Job hatte und ich wirklich etwas bewegen wollte. Denn das kann ich mir bis heute nicht ganz erklären. Aber manchmal ist es genau das: Wo Stillstand herrscht, bleibt kein Platz für Bewegung. Und dann muss man sich bewegen und gehen.

 

Liebe Carolin, vielen Dank dafür.

 

 

Noch eine kleine Info zum Schluss: Den Job, den Carolin damals mit 35 Wochenstunden in ihrer alten Firma hatte, machen mittlerweile zwei Vollzeitkräfte.

Ähnliche Artikel, die dir gefallen könnten

Christiane Steiger steht in blauer Sportbekleidung und Mütze auf einem Waldweg und lächelt in die Kamera, um ihrem Hals hat sie Kopfhörer.

Mein Leben ist Bewegung

Du möchtest dich mehr bewegen? Christiane verrät dir, wie du beginnen kannst. Sie ist Mama von vier Kindern, topfit und absolute Expertin auf diesem Gebiet. Lies selbst. 17. Jan 2025

Türkisfarbiger See mit Bergen und Wälder im Hintergrund, im Vordergrund Bäume und blühende Sträucher.

Unser Urlaub im Familienhotel

Hast du schon mal Urlaub in einem Familienhotel gemacht? Wir haben nach jahrelanger Überlegung eine Woche dort verbracht. Ob es sich ausgezahlt hat? Lies selbst. 13. Okt 2024


Kommentar schreiben

Kommentare: 0