Alles besinnlich und still? Nicht ganz.
Es ist Dienstagabend und während ich hier gerade auf dem Fußboden sitze und bei einem guten Podcast den Adventskalender für meine Kinder bastle und bestücke, muss ich an ein kürzlich stattgefundenes Gespräch zwischen meinen beiden Jungs denken. Sie unterhielten sich beim Spielen angeregt darüber, ob es das Christkind wirklich gibt und wer an Weihnachten tatsächlich die Geschenke bringt.

Die zauberhafte Magie rund um das christkind
Warum und wie sie auf dieses Thema gekommen waren, weiß ich leider nicht. Ich vermute, dass es in der Schule schon Gespräch war und mein älterer Sohn es mit nach Hause gebracht hatte. Jedenfalls zeichnete sich im Laufe des Gesprächs ab, dass beide überzeugt davon waren, dass wir Eltern die Geschenke im letzten Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt hatten. Das war Anlass genug für sie, um auf gedankliche Spurensuche in die Vergangenheit zu gehen. Sie versuchten, den Ablauf des Heiligen Abend 2023 genau zu rekonstruieren und überlegten angestrengt, wann entweder mein Mann oder ich eine Gelegenheit gehabt hätten, die Geschenke unbemerkt unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Ich hatte mich rausgehalten und gebannt gelauscht, wie sie sich Gedanken machten. Ehrlich gesagt fühlte ich mich ein wenig in meine eigene Kindheit zurückversetzt. Denn auch wir Kinder waren unseren Eltern ab einem gewissen Alter auf die Schliche gekommen, nachdem manche Vorgänge sich einfach immer wiederholt hatten. Zum Beispiel war grundsätzlich ein Elternteil auf der Toilette gewesen, als das Christkind geklingelt hatte. Oder im Keller, um noch schnell etwas zu holen. So hatten wir dann langsam auch herausgefunden, dass dieser Zauber und die Magie rund um das Christkind doch etwas anders gewesen waren, als wir immer gedacht hatten. Was gleichgeblieben war: Über Geschenke hatten wir uns trotzdem nach wie vor noch sehr gefreut!
Und ganz ehrlich: Würde uns Erwachsenen nicht auch ein bisschen Zauber und Magie in dieser Zeit gut tun? Statt von einem Geschäft ins nächste zu hetzen um Wichtelgeschenke für die Kolleg*innen und die Lieben zu kaufen oder Einkäufe fürs Weihnachtsmenü zu erledigen? Ich kann nur von mir sprechen: Ich würde es feiern! Denn seit der Zeitumstellung Ende Oktober sehe ich mich in Gedanken am liebsten mit einem guten Buch auf einem Sessel sitzen, eingekuschelt in eine Decke vor einem Kamin, in dem Feuer knistert. Finde nur ich diese Vorstellung gerade so schön? Es klingt vielleicht seltsam, aber dieser unterbewusste Gedanke beschäftigt mich sehr, denn mit meiner Realität hat das leider überhaupt nichts zu tun. Natürlich sitze ich abends auch mal auf dem Sofa, aber meistens nicht sehr lange, weil ich zu müde bin. Und wenn doch, dann lasse ich mich eher von einer unterhaltsamen Krimiserie berieseln, als dass ich entspannt ein Buch lese. Und einen Kamin habe ich leider auch nicht im Haus.
So viele Termine in der Weihnachtszeit

Wenn ich in unseren Familienkalender schaue habe ich das Gefühl, er platzt im Dezember aus allen Nähten. Denn zu den ganzen Terminen, die wir eh schon in unserem Kalender stehen haben, wie z. B. Arzttermine, Fußballtraining, Geburtstage oder Friseurbesuche, gesellen sich nun geschäftliche und private Weihnachtsfeiern, Adventsfeiern in der Schule oder Plätzchen backen zu Hause oder im Kindergarten.
Dazu wird an vielen Stellen Geld gesammelt für ein Weihnachtsgeschenk oder man begibt sich selbst oft Last Minute noch auf die Suche, um etwas Großartiges für seine Lieben zu finden. Was nicht heißen soll, dass ich das alles nicht schön finde, im Gegenteil. Aber manchmal merke ich, dass mich allein der Blick in meinen Kalender aktuell etwas stresst. Und dass ich damit nicht allein bin weiß ich spätestens seit dem Gespräch mit einer befreundeten Mama. Denn da haben wir uns etwas abgekämpft genau darüber unterhalten, dass wir die „staade“ Zeit (stille Zeit) eigentlich als die lauteste im ganzen Jahr empfinden.
Einerseits macht man es sich zu Hause schön kuschelig und dekoriert weihnachtlich, andererseits ist man viel unterwegs, oft gestresst und kann das überhaupt nicht richtig genießen. Das passt doch irgendwie nicht zusammen, oder?
Zeit zu verschenken
Ich frage mich, ob es nicht schöner und wertvoller wäre, Zeit zu schenken? Vielleicht sollten wir darüber wirklich mal nachdenken? Zeit, die man bewusst mit der Familie und mit guten Freunden verbringt. Ohne ständig am Smartphone zu hängen oder nebenbei etwas anderes zu machen. Vielleicht bei Kaffee und Kuchen, bei einem gemeinsamen Kochabend zu Hause, bei einem schönen Film im Kino oder einfach bei einem ausführlichem Telefonat. Oder auch die Zeit, die man sich für ein Gespräch mit der älteren Nachbarin nimmt, die allein lebt und so selten Besuch bekommt. Vielleicht beschenkt man sich auch selbst damit und nimmt sich mal bewusst Zeit für sich. Das kann Zeit für Sport, Wellness oder einfach für ein gutes Buch sein, das schon lange darauf wartet, gelesen zu werden. Oder um sich einen schönen Weihnachtsfilm anzusehen, um auf entspannte Weise in Weihnachtsstimmung zu kommen.

Um es ganz offen zu sagen, ich bin froh, dass wir in der Familie schon vor vielen Jahren aufgehört haben, uns gegenseitig Geschenke zu Weihnachten zu machen. Denn dieses „Abkommen“ erleichtert einiges und lässt die Vorweihnachtszeit für uns alle etwas stressfreier ausfallen, denn wir sind mittlerweile doch sehr viele Leute. Die Kinder bekommen natürlich ihre Geschenke, das steht hier nicht zur Debatte, aber wir Erwachsenen freuen uns einfach, dass wir uns sehen, gute Gespräche führen und lecker miteinander essen. Einfach Zeit miteinander verbringen. Im besten Fall können wir mit den Kids gemeinsam Schneefiguren bauen, Schnee schaufeln, Schlittenfahren, durch den winterlichen, glitzernden Wald stapfen und uns danach mit einem heißen Kakao oder Tee aufwärmen. Ganz ehrlich? Das ist es, was für mich den Zauber und die Magie rund um Weihnachten mittlerweile ausmacht. Und nicht der Berg Geschenke, der unter dem Weihnachtsbaum liegt.
Ich jedenfalls bin sehr gespannt, wie sich die Gespräche meiner Kinder in den kommenden Tagen bis Weihnachten noch gestalten werden. Ob sie sich weiterhin auf Spurensuche in die Vergangenheit begeben oder vielleicht auch einen Plan aushecken werden, wie sie uns Eltern an Weihnachten in flagranti überführen und stellen können. Was auch immer es sein wird, ich freue mich darauf und nehme es so, wie es kommt. Aber ich bin mir sicher, auch wenn sie uns auf die Schliche kommen werden und das Christkind „enttarnt“ sein wird, werden wir auch in den nächsten Jahren eine zauberhafte Weihnachtszeit miteinander verbringen.
Und weißt du, womit ich jetzt wieder anfangen werde? Ich möchte mit meinen Jungs am Abend wieder eine kleine Runde in der Nachbarschaft spazieren gehen. Da finden oft ganz tolle Gespräche statt und wir bestaunen die Weihnachtsbeleuchtung an den Häusern und in den Gärten. Das ist sehr entschleunigend und wir kommen alle etwas mehr in diese magische, weihnachtliche Stimmung.
P. S.: Das Bild von mir, das du weiter oben in diesem Artikel sehen kannst, hat mein Sohn gemacht. An einem schönen Abend mit Freunden, leckerem Essen, guter Musik und viel Zeit für Gespräche. Ich dachte, das passt perfekt dazu. Auch wenn es nicht professionell beleuchtet ist. :)
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